EZB-Sitzung heute: Nullzinsen bleiben

Mario Draghi könnte in die Geschichte der Europäischen Zentralbank eingehen: Als einziger Präsident, unter dessen Ägide die Zinsen nicht erhöht worden sind. Darauf deutet seine heutige Äußerung in einer Pressekonferenz hin, in der er bestätigte, mindestens bis Ende Dezember diesen Jahres die Zinsen nicht erhöhen zu wollen.

Nullzinsen bis Jahresende

Die Nullzinspolitik will die EZB mindestens bis Ende des Jahres beibehalten, d.h. Banken können sich zu NULL Prozent Zinsen Gelder von der EZB leihen. Auf diesem Rekord-Tief liegt der Zinssatz bereits seit März 2016, was für viele Sparer auch Nullzinsen auf dem Sparbuch bedeutet oder aber Zinssätze, die mit Null Komma anfangen. Die Amtszeit von Mario Draghi endet nach acht Jahren im Oktober diesen Jahres.

EZB kauft weiter Anleihen an den Märkten

Überdies kauft die Europäische Zentralbank auch weiterhin Anleihen an den Märkten auf. Zwar nicht mehr mit neuem Geld, aber alles Geld, was aus auslaufenden Anleihen zurückfliesst, wird wieder in den Ankauf neuer Anleihen gesteckt. So pumpt die EZB Milliarden Euro in die Märkte. Die EZB hatte in den vergangenen Jahren so ihre Bilanz auf 2,6 Billionen (!) Euro aufgebläht. Kritiker bezeichnen dies – wegen der vielen Staatsanleihenkäufe – als verdeckte Staatsfinanzierung, die der EZB eigentlich verboten ist.

Gold profitiert von niedrigen Zinsen

Der Goldpreis dürfte von den niedrigen Zinsen profitieren, da bei niedrigen Zinsen mehr Geld in Gold angelegt wird. Anleger versuchen dann vermehrt durch den Kauf von Goldbarren oder Goldmünzen mit Wertsteigerungen aufgrund der Goldpreisentwicklung gegen die Nullzinsen anzukämpfen, die es ansonsten auf Sparbuch oder Festgeld geben würde.

Pressekonferenz der EZB (10.4.2019) im Wortlaut:

EZB: Mario Draghi halbiert Anleihekäufe – lässt Zinsen niedrig – Goldpreis steigt

Kaum war es verkündet, stieg auch schon der Goldpreis an: Die EZB hat heute beschlossen, die Zinsen niedrig, teilweise auf NULL Prozent zu lassen und im nächsten Jahr weniger Staatsanleihen als bisher zu kaufen. Der Goldpreis in Euro quittierte es mit einem Anstieg um 6 Euro pro Feinunze. Mit Verkündung der Entscheidung setzten nochmals massive Käufe deutsche Anleger ein, die physisches Gold (Goldbarren und Goldmünzen) bevorzugen.

EZB kauft immer noch für 30 Milliarden Euro im Monat

Die EZB reduziert zwar ihre Anleihekäufe im nächsten Jahr auf die Hälfte, d.h. sie kauft dann aber immer noch für 30 Milliarden (!) Euro im Monat Staatsanleihen und andere vom Markt weg, um die Märkte und Staaten mit Liquidität zu versorgen. Dies entspricht nichts anderem als bloßem Gelddrucken. Die EZB tut dies, obwohl ihr die Inflation, die sie gerne höher hätte, noch nicht hoch genug ist. Allerdings muss man auch sehen, dass der Europäische Gerichtshof der EZB Grenzen aufgezeigt hat: Mehr als Drittel der Staatsanleihen eines Landes dürfe sie nicht kaufen, – die EZB wäre ansonsten im nächsten Jahr zwangsweise über diese Grenze gekommen. Ab Januar 2018 will man das monatliche Volumen um 30 Milliarden auf 30 Milliarden reduzieren. Damit hat man einen stärkeren Schnitt vorgenommen als die US-Notenbank FED, die das monatliche Volumen um 10 Milliarden reduziert hatte.

Goldpreis in Euro ging hoch

Der Goldpreis in Euro stieg nach Bekanntgabe von 1081 Euro auf über 1087 Euro pro Feinunze Gold. Als Grund für einsetzende Goldkäufe gaben institutionelle Goldkäufer an:

  • Das Zinsniveau ist nach wie vor bei ca. Null Prozent, damit bleibt Gold ein gutes Investment. Wer Geld zu Null bei Prozent bei einer Bank anlegt, leiht der Bank im Prinzip ohne Vergütung Geld und unterliegt noch dem Risiko, dass die Bank ein Problem hat oder bekommt…
  • Die EZB will die Anleihekäufe im Volumen von 30 Milliarden zunächst noch bis mindestens September nächsten Jahres vornehmen und die Märkte damit auch weiterhin mit Liqudität fluten, wenn auch mit weniger als bisher. Dennoch begünstigt dies die Blasenbildung an Aktien- und Immobilienmärkten. Davon sollte Gold als Krisenmetall profitieren
  • Die EZB hat beschlossen, im nächsten Jahr für über 220 Milliarden Euro Staatsanleihen zu kaufen. Dies führt zum Anstieg der Bilanzsumme der EZB, – die Zentralbank ist offensichtlich nicht in der Lage, die Staaten und Bürger aus der Liquditätsschwemme herauszuholen. Im Herbst nächsten Jahres sitzt die EZB dann auf 2,5 Billionen scheinbaren Vermögenswerten, die die Schuldner bei sofortiger Fälligstellung gar nicht bezahlen könnten.
  • Eine deutliche Zinswende könne damit nicht vor 2019 kommen, – Gold bleibe daher weiter attraktiv
  • Banken müssen auch weiterhin 0,4% an die EZB zahlen, wenn sie Geld auf deren Konten belassen, – dort gibt es also weiterhin NEGATIVZINSEN
  • Die Entscheidung führt dazu, dass große Firmen und Anleger, die Geld liquide vorhalten müssen, weiterhin bei mehreren Banken Negativzinsen zahlen müssen: sie zahlen der Bank dafür Geld, dass sie der Bank Geld leihen: eine verrückte Welt
  • Ein langes künstliches Niedrighalten der Zinsen führt zu einem größeren Risiko, dass Zinsen irgendwann einmal abrupt steigen können, was gravierende Folgen für die Konjunktur und Finanzmärkte haben könnte. Gold als Krisenmetall könnte davor schützen.

Unsicherheiten in der EU fördern Goldpreis

Auch die verschiedenen Unsicherheiten in der Europäischen Union dürften für ein steigendes Interesse an Gold als Krisenmetall sprechen:

  • Politische Unruhen in Spanien: Katalonien will sich abspalten
  • In Italien stimmen Regionen auch schon über Selbstständigkeit ab
  • Nach Neuwahlen in Österreich könnte in der EU ein schärferer Wind wehen, selbst von einem möglichen Öxit war schon die Rede. Auch wenn dieser nicht kommt, scheint es für Deutschland und Frankreich zukünftig schwerer zu werden, Konsens-Beschlüsse in der EU herbeizuführen
  • Auch in Deutschland ist eine neue Regierung noch nicht aufgestellt, aus einige möglichen Koalitionsparteien kommt Sperrfeuer – man wolle Gespräche abbrechen. Auch wenn dies nicht passiert, wird es eine Regierung aus Kompromissen und keine kompromisslose, zukunftsorientierte Regierung
  • Die Brexit-Bedingungen Großbritanniens sind auch noch unklar

Man darf sich also nicht wundern, wenn Anleger auch weiterhin auf Krügerrand und Co als Goldinvestment setzen, statt ihr Geld zu Null Prozent an Banken zu verleihen.

 

 

Goldpreis geht Richtung 1400$ – EZB lässt Zinsen auf Niedrigniveau

Im frühen Vormittagshandel in London wurde der Goldpreis mit bis zu 1358$/oz gehandelt, nachdem die Europäische Zentralbank am Vorabend beschlossen hatte, erstmal nichts zu beschließen. Die Zinsen blieben auf niedrigem Niveau, Banken zahlen weiterhin Negativzinsen an die EZB und die EZB werde auch weiterhin Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro im Monat aufkaufen.

Goldkäufer griffen zu

Kaum war die Nachricht von der EZB-Tatenlosigkeit über die Nachrichtenkanäle bekannt geworden, setzten am Vorabend schon massive Käufe von Gold ein. Sowohl von institutioneller wie auch von privater Seite wurde massiv Gold gekauft. Auch der Goldpreis in Euro zog wieder auf über 1120 €/oz an, bewegte sich am Freitagmorgen zuletzt um 1122.83 Euro pro Unze Feingold.

In US-Dollar kam der Goldpreis damit auf ein 13-Monatshoch. Mit fast 1,21 ist das Dollar/Euro-Verhältnis so hoch wie seit 2015 nicht mehr. Auch wenn Draghi sich gestern in seiner Rede besorgt über den starken Euro zeigte, konnte er einen weiteren Höhenflug nicht verhindern. Eine Zinserhöhung hätte den Euro noch stärker werden lassen.

USA setzten Schuldenobergrenze aus

US-Präsident Trump hatte sich mit den Demokraten geeinigt, die Schuldenobergrenze der USA erst einmal bis zum 15.Dezember 2017 auszusetzen. Eigentlich wären die USA pleite und dürften Gehälter für Lehrer und Polizisten etc. nicht mehr zahlen, Parks müssten schließen, öffentliche Einrichtungen ihren Betrieb reduzieren etc.

US-Präsident Trump hat das Problem der zu hohen Verschuldung nicht gelöst, sondern nur zeitlich verschoben. Sollte die FED auch noch die Zinsen erhöhen, würde das dem US-Staatshaushalt den Todesstoß versetzen. Höhere Zinsen können sich die USA schlichtweg nicht leisten. Mit den bisherigen niedrigen stoßen die USA immer wieder an die gesetzliche obere Schuldengrenze.

Was genau hat die EZB am Donnerstag beschlossen und verkündet?

  1. Die EZB lässt den Leitzins weiterhin bei NULL Prozent. Damit werden Sparer auf Sparbüchern und Festgeldern auch weiterhin Null Prozent Zinsen bekommen oder Minizinsen, die nicht der Rede wert sind.
  2. Die EZB wird weiterhin im Milliarden-Volumen Anleihen aufkaufen, z.B. Staatsanleihen. Das Volumen wird dabei bei 60 Milliarden Euro im Monat belassen. Damit betreibt die EZB indirekt Staatsfinanzierung, was ihr eigentlich untersagt ist
  3. Die EZB hat KEIN Ausstiegs-Szenario aus den Staatsanleihen angekündigt, noch nicht mal angekündigt, dass Sie dies tun könnte. Es wurde lediglich avisiert, dass man darüber nachdenken wolle.
  4. Halten Geschäftsbanken Gelder auf Konten bei der EZB, müssen sie auch weiterhin dafür 0,4% Strafgebühren bezahlen, sogenannte Negativzinsen

 

Was will die EZB damit bewirken?

Die EZB will mit diesen Maßnahmen die Inflation anheizen. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2% an. Die Theorie der EZB ist, dass dauerhaft zu niedrige Preise Unternehmer daran hindern, Investitionen zu tätigen, weil sie ja nicht genug Geld für die produzierten Produkte erhalten. Eine weitere Theorie ist, dass die Banken, wenn sie sich Geld bei der EZB für NULL Prozent leihen können, diese leichter an Unternehmen und Verbraucher ausleihen, damit diese investieren und konsumieren können. In der Praxis funktioniert dies allerdings nicht oder nur bedingt. Unternehmen haben es nach wie vor schwer, ohne Sicherheit Geld von der Bank geliehen zu bekommen. Banken leihen sich zwar von der EZB für Null Prozent Geld, – spekulieren dann aber damit, – statt es Unternehmern mit günstigen Zinsen zu leihen.

Wann wird die EZB die Zinsen erhöhen?

Damit rechnen Analysten nicht so schnell. Mario Draghi, der EZB-Präsident hat angedeutet, dass man in der EZB schon über mögliche Optionen gesprochen habe, aber ein Großteil der Entscheidungen werde erst später getroffen, z.B. im Oktober. Banker erwarten für Oktober eine Ankündigung, dass das Anleihenkaufprogramm auf etwas reduziertem Niveau weiterlaufen wird, also etwas weniger als 60 Milliarden Euro pro Monat. Mit einer Zinserhöhung der EZB sei vermutlich erst für 2019 zu rechnen, war aus Bankerkreisen in Frankfurt zu hören. Wenn überhaupt, da man den Euro auch nicht zu stark machen könne. Aktuell verlöre der Dollar an Wert, was den Euro stärkt. Ein zu starker Euro sei aber auch nicht wünschenswert.

Die nächste EZB-Sitzung mit Pressetermin ist für den 26.Oktober vorgesehen.

Die komplette EZB-Pressekonferenz vom 7.9.2017 sehen Sie hier:

Was heißt das für den Goldpreis?

Niedrige Zinsen, wie sie wohl auch weiterhin vorherrschen werden, sind nach alter Lehre gut für eine positive Goldpreisentwicklung. Anleger erhalten auf Spareinlagen wenig bis keine Zinsen und sind daher eher gewillt, in Gold zu investieren. Ein weiteres Kaufen von Unternehmens- und Staatsanleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat (!) zeigt die Zerbrechlichkeit und Instabilität des Finanzsystems, was weitere Investoren ins Anlagemedium Gold drängen wird. Die Zeichen für einen weiter steigenden Goldpreis in Euro sollten also auf grün stehen.

(Video&Bild: EZB)