Der indischen Regierung sind die Goldkäufe der eigenen Bevölkerung ein Dorn im Auge, sorgen sie doch für ein Handelsbilanzdefizit, da Indien die gewaltigen Mengen an Gold, die die Bevölkerung jeden Monat kauft, gegen Dollars importieren muss.
Der Inder schenkt Gold zur Hochzeit und zu Festivals
In Indien ist es in weiten Teilen der Bevölkerung Brauch, zu Hochzeiten und zu Festivals Gold zu schenken – und dies seit Jahrhunderten. Durch Einführung von Steuern, Abgaben oder Registrierungspflichten ließ sich das in der Vergangenheit allenfalls kurzzeitig beeinflussen, aber nicht nachhaltig reduzieren.
Registrierungsgrenze musste geändert werden
Zuletzt musste im Oktober die Registrierungsgrenze, ab der ein Goldkäufer sich mit Ausweis registrieren lassen musste, von 50.000 auf 200.000 Rupien erhöht werden – nach massivem Druck aus der Bevölkerung und dem Goldhandel. Das neue Limit (ca. 2600 Euro) sorgte dafür, dass Inder ohne Registrierung etwas mehr als 70 Gramm Gold kaufen konnten. Das Limit wurde rechtzeitig vor der in Indien für den Goldhandel so wichtigen DIWALI-Festivalsaison angepasst.
3+8% Steuern auf Gold
In Indien gibt es aktuell immer noch eine Steuer auf Gold in Höhe von 3% (GST), zu der sich weitere 5% gesellen, wenn aus dem Gold etwas hergestellt wurde (fabrication fees). Die relativ hohe Besteuerung von Gold führt dazu, dass nahezu täglich an den Grenzen und Flughäfen Indiens Goldschmuggler gefasst werden, die kiloweise Gold nach Indien schmuggeln wollen.
Barzahlungsquote hat sich signifikant erhöht
Wurde Gold in den Vorjahren zu 60 bis 70% unbar oder gegen Festhaltung de Käuferdaten bezahlt, in der Regel durch eine der Banküberweisung gleichgestellte Zahlung, stellten Analysten dieses Jahr nur noch einen Unbar-Anteil von 40-50% fest, was im Umkehrschluss bedeutet, dass mittlerweile 50 bis 60% der indischen Käufer, es vorziehen, Gold anonym zu kaufen. Z.B. indem sie Gold gegen Bargeld unter 200.000 Rupien einkaufen, – im Goldmünzen-Bereich wären dies klassischerweise 2 Goldunzen.
Goldschmuggel lässt offizielle Importe sinken
Wie sehr der Goldschmuggel zur Umgehung der Steuern mittlerweile grassiert, wird an den offiziellen registrierten Goldimporten Indiens deutlich: So wurden im November 2017 55 Tonnen Gold offiziell nach Indien importiert. Auf offiziellem Weg waren es im Vorjahr noch 100,6 Tonnen. Eine 10%ige Gold-Importsteuer animiert zahlreiche Akteure am Goldmarkt, das Gold unversteuert ins Land zu bringen. Der offizielle Goldverbrauch Indiens könnte in 2017 auf ein 8-Jahres-Tief fallen. Der tatsächliche Goldverkauf in Indien dürfte jedoch auf einem Hochstand sein. Bis zum Jahresende werden sich alleine die offiziellen Goldimporte Indiens wohl auf rund 650 Tonnen für das Jahr 2017 addieren.
200-300 Gramm Gold zur Hochzeit
Nach jüngsten Erhebungen werden zu indischen Hochzeiten im bevölkerungsreichen Land im Schnitt 200 bis 300 Gramm Gold geschenkt. Bisher konnte die Regierung dies nicht nachhaltig verändern. Durch keine Steuer und keine Abgabe.