Goldpreis geht Richtung 1400$ – EZB lässt Zinsen auf Niedrigniveau

Im frühen Vormittagshandel in London wurde der Goldpreis mit bis zu 1358$/oz gehandelt, nachdem die Europäische Zentralbank am Vorabend beschlossen hatte, erstmal nichts zu beschließen. Die Zinsen blieben auf niedrigem Niveau, Banken zahlen weiterhin Negativzinsen an die EZB und die EZB werde auch weiterhin Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro im Monat aufkaufen.

Goldkäufer griffen zu

Kaum war die Nachricht von der EZB-Tatenlosigkeit über die Nachrichtenkanäle bekannt geworden, setzten am Vorabend schon massive Käufe von Gold ein. Sowohl von institutioneller wie auch von privater Seite wurde massiv Gold gekauft. Auch der Goldpreis in Euro zog wieder auf über 1120 €/oz an, bewegte sich am Freitagmorgen zuletzt um 1122.83 Euro pro Unze Feingold.

In US-Dollar kam der Goldpreis damit auf ein 13-Monatshoch. Mit fast 1,21 ist das Dollar/Euro-Verhältnis so hoch wie seit 2015 nicht mehr. Auch wenn Draghi sich gestern in seiner Rede besorgt über den starken Euro zeigte, konnte er einen weiteren Höhenflug nicht verhindern. Eine Zinserhöhung hätte den Euro noch stärker werden lassen.

USA setzten Schuldenobergrenze aus

US-Präsident Trump hatte sich mit den Demokraten geeinigt, die Schuldenobergrenze der USA erst einmal bis zum 15.Dezember 2017 auszusetzen. Eigentlich wären die USA pleite und dürften Gehälter für Lehrer und Polizisten etc. nicht mehr zahlen, Parks müssten schließen, öffentliche Einrichtungen ihren Betrieb reduzieren etc.

US-Präsident Trump hat das Problem der zu hohen Verschuldung nicht gelöst, sondern nur zeitlich verschoben. Sollte die FED auch noch die Zinsen erhöhen, würde das dem US-Staatshaushalt den Todesstoß versetzen. Höhere Zinsen können sich die USA schlichtweg nicht leisten. Mit den bisherigen niedrigen stoßen die USA immer wieder an die gesetzliche obere Schuldengrenze.

Was genau hat die EZB am Donnerstag beschlossen und verkündet?

  1. Die EZB lässt den Leitzins weiterhin bei NULL Prozent. Damit werden Sparer auf Sparbüchern und Festgeldern auch weiterhin Null Prozent Zinsen bekommen oder Minizinsen, die nicht der Rede wert sind.
  2. Die EZB wird weiterhin im Milliarden-Volumen Anleihen aufkaufen, z.B. Staatsanleihen. Das Volumen wird dabei bei 60 Milliarden Euro im Monat belassen. Damit betreibt die EZB indirekt Staatsfinanzierung, was ihr eigentlich untersagt ist
  3. Die EZB hat KEIN Ausstiegs-Szenario aus den Staatsanleihen angekündigt, noch nicht mal angekündigt, dass Sie dies tun könnte. Es wurde lediglich avisiert, dass man darüber nachdenken wolle.
  4. Halten Geschäftsbanken Gelder auf Konten bei der EZB, müssen sie auch weiterhin dafür 0,4% Strafgebühren bezahlen, sogenannte Negativzinsen

 

Was will die EZB damit bewirken?

Die EZB will mit diesen Maßnahmen die Inflation anheizen. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2% an. Die Theorie der EZB ist, dass dauerhaft zu niedrige Preise Unternehmer daran hindern, Investitionen zu tätigen, weil sie ja nicht genug Geld für die produzierten Produkte erhalten. Eine weitere Theorie ist, dass die Banken, wenn sie sich Geld bei der EZB für NULL Prozent leihen können, diese leichter an Unternehmen und Verbraucher ausleihen, damit diese investieren und konsumieren können. In der Praxis funktioniert dies allerdings nicht oder nur bedingt. Unternehmen haben es nach wie vor schwer, ohne Sicherheit Geld von der Bank geliehen zu bekommen. Banken leihen sich zwar von der EZB für Null Prozent Geld, – spekulieren dann aber damit, – statt es Unternehmern mit günstigen Zinsen zu leihen.

Wann wird die EZB die Zinsen erhöhen?

Damit rechnen Analysten nicht so schnell. Mario Draghi, der EZB-Präsident hat angedeutet, dass man in der EZB schon über mögliche Optionen gesprochen habe, aber ein Großteil der Entscheidungen werde erst später getroffen, z.B. im Oktober. Banker erwarten für Oktober eine Ankündigung, dass das Anleihenkaufprogramm auf etwas reduziertem Niveau weiterlaufen wird, also etwas weniger als 60 Milliarden Euro pro Monat. Mit einer Zinserhöhung der EZB sei vermutlich erst für 2019 zu rechnen, war aus Bankerkreisen in Frankfurt zu hören. Wenn überhaupt, da man den Euro auch nicht zu stark machen könne. Aktuell verlöre der Dollar an Wert, was den Euro stärkt. Ein zu starker Euro sei aber auch nicht wünschenswert.

Die nächste EZB-Sitzung mit Pressetermin ist für den 26.Oktober vorgesehen.

Die komplette EZB-Pressekonferenz vom 7.9.2017 sehen Sie hier:

Was heißt das für den Goldpreis?

Niedrige Zinsen, wie sie wohl auch weiterhin vorherrschen werden, sind nach alter Lehre gut für eine positive Goldpreisentwicklung. Anleger erhalten auf Spareinlagen wenig bis keine Zinsen und sind daher eher gewillt, in Gold zu investieren. Ein weiteres Kaufen von Unternehmens- und Staatsanleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat (!) zeigt die Zerbrechlichkeit und Instabilität des Finanzsystems, was weitere Investoren ins Anlagemedium Gold drängen wird. Die Zeichen für einen weiter steigenden Goldpreis in Euro sollten also auf grün stehen.

(Video&Bild: EZB)