So manch Rentner in Deutschland wäre froh, wenn er eine Unze Gold im Besitz hätte und die Bank of England soll 166 Millionen Goldunzen im Besitz haben? Stimmt das überhaupt? Und wenn ja, wem gehören die?
Wer ist die Bank of England überhaupt?
Die Bank of England geht auf eine Gründung im Jahr 1694 zurück und schon im Jahr 1697 wurde es für die Bank of England notwendig, große Gold-Lagerplätze anzulegen, weil damals viele Schiffe der East India Company mit Edelmetallen aus Brasilien in Großbritannien ankamen und das sichere Lagern von Gold damit eine Notwendigkeit wurde. London wurde kurz danach zu einem der wichtigsten Goldhandelsplätze der Welt und Produzenten aus Kalifornien, Australien und Süd Afrika trafen sich dort. Lange Zeit wurde die Mehrheit des nach Großbritannien importieren Goldes und Silbers in die Bank of England nach London verbracht.
Gold-Raffinerien in der Nähe der Bank of England
In der Nähe der Bank of England, die selber die St.Luke´s refinery besaß, siedelten sich goldverarbeitende Betriebe an, sodass es einfach praktisch war, über die Bank of England zu handeln.
Good Delivery Liste ab 1750
Bereits im Jahr 1750 stellte man eine London Good Delivery List auf, die Gold-Raffinerien auflistete, die einen bestimmten Standard an Goldbarren produzierten. Wer auf der Liste stand, dessen Barren durften in London gehandelt werden. Diese Liste ist noch heute Standard im weltweiten Goldhandel. Auf der liste zu stehen, gilt bei Goldbarrenherstellern weltweit als Adelung.
Immer mehr Goldhändler ab 1850
Spätestens mit dem Goldrausch in Kalifornien und Australien in den 1850er-Jahren entstanden in London immer mehr Goldhändler und Broker, die Gold unabhängig von der Bank of England lagerten und handelten.
Goldstandard in 1914 beendet
Bis 1914 verpflichtete sich die Bank of England auch, gegen die britischen Banknoten eine bestimmte Menge Goldmünzen auszugeben, doch diese Golddeckung wurde 1914 aufgegeben. Dennoch kaufte der englische Staat weiter Gold, um seine Währung zu stärken. Insbesondere das Gold aus Südafrikas Goldproduktion wanderte in die britischen Reserven.
Goldfixing in 1919 etabliert
Die Bank of England wurde auch im Jahr 1919, in dem das britische Gold Fixing installiert wurde, der Agent für die Zentralbank Südafrikas (South African Reserve Bank), um deren Gold zu vermarkten. Über das Londoner Gold-Fixing vermarktete die Bank of England das südafrikanische Gold bis zum Jahr 1968 nahezu exklusiv.
LBMA-Gründung in 1987
Die Bank of England als staatliche Bank merkte in den 1980er-Jahren, dass es opportun wäre, die Regulierung der London Good Delivery List in unabhängige Hände zu geben, was im Jahr 1987 durch die Übergabe dieser Funktion an die London Bullion Market Association erfolgte. Bis dahin hatte die Bank of England diese Liste geführt.
Bank of England einer der größten Goldbesitzer der Welt
Auch heute noch ist die Bank of England einer der größten Goldbesitzer der Welt, aber das Gold steht nicht alles im Eigentum der Bank of England. Natürlich bewahrt die Bank of England auch heute noch die britischen Gold-Reserven auf, aber ein Großteil des Goldes in der Bank of England wird für andere Staaten dort verwahrt, z.B. für andere Zentralbanken, aber auch für LBMA-Mitgliedsfirmen.
Goldverwahrung allocated
Die Goldverwahrung für fremde Eigentümer erfolgt ‚allocated‘, d.h. das Gold erscheint nicht in der Bilanz der Bank of England und die Bank kann genau nachweisen, welcher einzelne Barren in der Bank of England wem gehört.
Der Bank of England gehören nur zwei Goldbarren
Der Bank of England selber gehören nur zwei Goldbarren und diese zwei London good delivery Barren sind im Bankmuseum ausgestellt. Die anderen britischen Goldbarren gehören der britischen Regierung und diese ist Kunde der Bank of England.
400.000 Goldbarren in der Bank of England
Aktuell (9.2018) gibt die Bank of England an, über 400.000 Goldbarren für diverse Eigentümer zu verwahren, zumeist 400-Unzen-Barren (ca. 12,4 Kilogramm).
166 Millionen Goldunzen in 2018
Die Bank of England weist in ihrer Statistik für Mitte 2018 einen Bestand von 166,6 Millionen Goldunzen aus. In 2016 betrug der Bestand noch 150,8 Millionen Goldunzen:
Goldmarktregulierung abgegeben
Auch die Goldmarktregulierung wurde von der Bank of England abgegeben. Seit dem Jahr 2000 macht dies in Großbritannien eine eigene Behörde, die Financial Services Authority und die Financial Concuct Authority.
Einblick in den Goldkeller der Bank of England
Aus Sicherheitsgründen gewährt die Bank of England dem Publikum für gewöhnlich keinen Einblick in die Gold-Tresore. Hier gibt es jedoch in einer Broschüre der LBMA einen Einblick in einen der Gold-Lagerräume:
Goldlagerung in der Bank of England (Seite 3)
Kann man die Bank of England besichtigen?
Nein, die Bank of England nicht, aber das Museum direkt daneben ja. Es befindet sich direkt in der City of London.
Gold-Britannia lagert in der British Royal Mint
Die Britannia Goldmünzen, die die Royal Mint in Großbritannien herstellelt, lagern in einer der Produktionsstätten der Münzprägestätte, die dafür eigens große gesicherte Spezialtresore hat.