Warum der Silberpreis nochmal auf 50 Dollar/Unze gehen könnte

Aktuell (10.8.2018) notiert der Silberpreis bei ca. 15,40$/oz, respektive 13,35 Euro/Unze, was dazu führt, dass man gängige Silberunzen wie den Maple Leaf aus Kanada, das Känguru aus Australien oder auch den neuen Krügerrand 2018 in Silber auf einem Niveau von um die 16 Euro kaufen kann. Das ist historisch gesehen günstig, doch Silber war auch schon deutlich teurer. Geht der Silberpreis wieder in alte Regionen von über 50 Dollar pro Unze?

Silberpreis von 50$ entspräche heute 43 Euro

Nimmt man die aktuelle Dollar/Euro-Relation, wäre ein Silberpreis von 50 Dollar pro Unze in Euro ein Gegenwert von rund 43 Euro. Ginge der Silberpreis wieder dorthin, würden sich Silberanleger, die auf dem jetzigen Niveau von rund 16 Euro für eine verarbeitete Silberunze eingekauft haben, sehr gut stehen. Doch wann stand der Silberpreis überhaupt früher bei über 50$/oz? Und wie wahrscheinlich ist es, dass das nochmal passiert?

Silberpreis von 50 Dollar/Unze schon 2x überschritten

Schaut man sich den historischen Silberchart der letzten 100 Jahre an, stellt man fest, dass der Preis für eine Feinunze Silber in den letzten 40 Jahren schon 2x die Marke von 50 Dollar überschritten hat und zwar 1980 und 2011:

Historischer Silberpreis-Chart 100 Jahre
Silberpreis-Chart 100 Jahre. Grenze von 50$ in 1980 und 2011 überschritten

1980 Silberpreis wegen Hunt-Brothers sehr hoch

Im Jahr 1980 stieg der Silberpreis kometenhaft an, weil in den USA die Gebrüder Hunt (Hunt Brothers) erkannt hatten, dass der Silberpreis an einem sehr überschaubaren, verhältnismäßig engem Markt gebildet wurde und durch massive Käufe nach oben zu treiben war. Sie sammelten Gelder ein und investierten dies in Silber und kaufen und kauften und dadurch stieg der Silberpreis auf ein Niveau von über 50$/Unze, es gab sogar Einzelpreise über 100$/oz.  Bis es Verantwortlichen in den USA zu dumm wurde, dass die Hunt Brothers damit viel Geld verdienten und in den USA an den Börsen (während des Spiels) die Spielregeln geändert wurden, sodass der Silberpreis wieder fiel. Zwischenzeitlich hatten Heerscharen von Menschen rund um die Welt (auch in Deutschland) Silberbesteck und alte Silbermünzen zum Einschmelzen gebracht, weil Silber plötzlich sehr wertvoll wurde. In vielen Ländern war plötzlich der Silbergehalt der Silbermünzen mehr wert als das aufgeprägte Nominal, was zum Einschmelzen führte und dazu, dass viele Länder das Silber aus den Münzen des Zahlungsverkehrs  verbannten.

2011 stieg der Silberpreis im Rahmen der Finanzkrise auf über 54$/oz

Bei Ausbruch der Finanzkrise durch Zusammenbruch der Lehman Brothers im September 2008 stand der Silberpreis bei 14,94$/oz. Als das ganze Ausmaß der Finanzkrise und die Gefährdung des weltweiten Papiergeldsystems vielen Anlegern weltweit bewusster wurde, kaufen viele Anleger Gold und Silber. Bei Silber hat dies dazu geführt, dass der Silberpreis von knapp 15$ in 2008 auf über 54$/oz im Jahr 2011 gestiegen ist. Während viele Zertifikate wertlos wurden, viele Anleger ihr Geld bei Banken verloren hatten und die Zinsen Richtung Null marschierten. Mit Gold und Silber haben Anleger in der großen Finanzkrise richtig gelegen, konnten ihr Geld verdreifachen.

Aktueller Silberpreis zu niedrig

Der aktuelle Silberpreis von ca. 15,40$/oz wird von vielen als zu niedrig angesehen, um die Kosten der Minen zu decken. Einige Marktteilnehmer behaupten, dass US Handelshäuser wie JP Morgan (nach Übernahme von Bear Stearns) die Silberpreis an der COMEX massiv beeinflussen würde. JP Morgan würde den Silberpreis beeinflussen, um selber massiv Silber aufzukaufen. Nachvollziehbar sind in der Tat ca. 150 Millionen Unzen Silber in JP Morgan Beständen.

Silber in Photovoltaik und Elektronik unverzichtbar

Trotz zahlreicher Versuche, das Silber durch das preiswertere Kupfer in Solarzellen und Elektronik zu ersetzen, ist es bisher noch nicht gelungen, einen besseren Werkstoff als Silber zu entwickeln, was die Lichtreflektion und elektrische Leitfähigkeit anbelangt. Der frühere Silberabsatz in der Photoindustrie wird schon lange durch Solarzellen und Elektronik-Industrie substituiert. Durch zunehmenden Einsatz von Elektronik und auch Elektroautos gehen Analysten davon aus, dass sich in dem Bereich in den nächsten 2 Jahrzehnten der Bedarf an Silber verdoppeln und verdreifachen dürfte. Dies könnte zu einem exorbitanten Silberpreisanstieg führen, der auch über die früher gesehenen 50$/oz hinausgeht.

Dies kann natürlich niemand garantieren, aber es dürfte klar sein, dass es bei ständig steigenden Personalkosten und höheren Umweltauflagen auch zukünftig nicht billiger wird, das Silber aus unterirdischen Minen an die Oberfläche zu befördern und aus Tonnen von Gestein ein paar Gramm Silber zu extrahieren.

Darauf setzen auch die Silber-Investoren, die aktuell kistenweise Silbermünzen wie Maple Leaf, Känguru, Wiener Philharmoniker oder Krügerrand (Silber) kaufen.

Silber Krügerrand 2018 Masterbox
Wer einen steigenden Silberpreis erwartet und über das nötige Kleingeld verfügt, kauft auf niedrigem Silberpreis-Niveau kistenweise Silber-Krügerrands

Wo wird das Silber überwiegend gefördert?

Ein Großteil der jährlich rund 890 Millionen Silberunzen, die gefördert werden, kommt aus Minen in Mexiko, Peru und China. Alles drei sind Länder, in denen die Gehälter trotz Anstiegs in den letzten Jahren deutlich niedriger als in westlichen Ländern sind. Auch die Umweltauflagen sind in solchen Länder trotz aller Verschärfungen noch niedrig, werden aber von Jahr zu Jahr kostenträchtiger, sodass einige Minen schon gar nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Das könnte zu einem weiteren Anstieg des Silberpreises führen. Ebenso wie ständig steigende Löhne in diesen Ländern.

Haupt-Silberförderländer:

  1. Mexico 5.409t
  2. Peru 4.375t
  3. China 3.496t
  4. Chile 1.501t
  5. Polen 1.482t
  6. Russland 1.449t
  7. Australien 1.418t
  8. Bolivien 1.353t
  9. Kasachstan 1.176t
  10. USA 1.100t

(Jahres-Fördermengen aus 2016)

20% Silberförderung immer noch mit Cyanid-Verfahren

Nach Einschätzung von Analysten werden 20% des Silbers immer noch aus Silbererzen gewonnen, wo es zumeist mit Cyanidlaugung herausgelöst wird, häufig werden dabei giftige Restsubtanzen in Flüsse eingeleitet. In nahezu allen Silberförderländern sind Programme in Gang gesetzt worden, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Ein Verfahren, was zwar effektiv und preiswert ist, aber nur, wenn man die Umweltfolgen nicht berücksichtigt. Zukünftig ist davon auszugehen, dass das Einleiten hochgiftiger Flüssigkeiten in Gewässer nahezu gänzlich verboten und auch unterbunden wird, was zu einer Verteuerung der Produktion oder einer Verkleinerung der geförderten Menge führen wird. Beides könnte sich in einem steigenden Silberpreis niederschlagen.

Das die Menschheit also auch zukünftig Silberpreis von über 50$ pro Unze sehen wird, ist also so unwahrscheinlich gar nicht.